Wand. Boden.

Die hinteren Räume des HOF PUBLIQUE entstehen mit der grandiosen Hilfe von Sepp Eichhorn und Thomas Hettche, während es draussen abwechselnd stürmt, schneit und uns mit Frühlingswetter bewirft.

In hintersten Raum, der einen Durchbruch nach vorne zum alten Partyraum hat, wird eine Sauna und eine Nasszelle durch Schiebevorhänge getrennt entstehen. Davor befinden sich zwei Liegen und ein Tisch, um sich vom Saunen auszuruhen, aber auch einen kleinen Imbiss einzunehmen. Der nächste Raum beherbergt zwei Ohrensessel mit Tisch und einer fahrbaren Minibar. Am Fenster befindet sich ein Lichtkasten, der beleuchtet ist oder auch als Leinwand benutzt werden kann. Ein Salon und Kinozimmer also. Heller Holzboden, Estrich mit weissem Finish, die Wànde in dunklem Violett, fast britisch. So das Konzept.

Ein Wochenende lang bringe ich 15 Liter Violett an den 10 Flachen an und in noch nicht zufrieden. Zu unregelmàssig sieht das alles aus. Ich werde viel nacharbeiten müssen, um die hellen Flecken wegzubekommen. Dann dürfte die Farbwahl aber edel kommen. Für den Moment muss es damit genug sein und später korrigiert werden, denn Sepp und Thomas kommen, um mit dem Holzboden zu helfen. Stop: Um ihn zu bauen, denn das könnte ich nicht annähernd so gut wie so. Ich kümmere mich um den Estrich und das finale Anschrauben der Dielen.

Sepp und Thomas bringen die (!) Flex in Schuss

Sepp Eichhorn war nicht mein erster Chef, aber er war vielleicht der beste von allen, hat mir bei Radio NWO den Einstieg in die Medienwelt leicht gemacht und hatte immer schon die Fähigkeit, ein Ambiente zu schaffen, das es den Menschen um ihn herum einfach gemacht hat, sich zu entfalten und frei Neues zu entwickeln. Später habe ich für ihn noch Manuskripte zu seinen Projekten geliefert, bin ihm aber vor allem treu als Freund geblieben. Er ist ein Wohlfühlmensch, in dessen Gegenwart man sich einfach grossartig sein lassen kann. Sein Witz und seine Mischung aus bayerischer Verschmitztheit und Kreativität ist einfach wunderbar. Ich sitze gerne mit ihm einfach da und plaudere, zitiere Polt oder Qualtinger, parliere über die Welt und amüsiere mich über seine Statements vor allem zu Intellektuellen… dabei ist er selbst ein Denker. Das holt er nicht aus «irgendwelchen» Büchern sondern aus sich und seiner Lebenserfahrung. Medienmensch, Zahntechniker, Wirt, Handwerker, Bundeswehr… undundund… Eigentlich ist Sepp für mich eine schöne Fortführung meines Vaters. Sie sind in der gleichen Gegend aufgewachsen, Sepp hat sogar neben dem Wirtshaus meiner Tante in Ohu gewohnt (ja, das mit dem Atomkraftwerk, aber Sepp strahlt nicht nur deshalb, wenn er zur Türe reinkommt). Soviel Respekt und auch Zuneigung habe ich vor ihm. Er darf mir ohne Ende über die Finger hauen, wenn ich mal wieder beim Arbeiten schlampere. Dafür bekoche ich ihn bei seinen inzwischen umfangreichen Arbeiten auf dem LIN DEN HOF. Das ist irgendwie schon gemein von mir. Doch. Schon.

Die Arbeiten bestehen aus dem Bau von zwei exakt nivellierten Skeletten, auf die die Fichtendielen mit je 8 / bzw. 6 Schrauben gesetzt werden. Für die Nasszelle wird jetzt schon ein Estrich gesetzt, der von mir noch ein Finish bekommt, bevor er weiss gestrichen wird.

Sepp und Thomas arbeiten unglaublich an diesem Fundament, ich könnte das nicht, hätte nicht die Präzision und Ausdauer dafür. Mein Beitrag ist eher das Auftragen des Bodenwachses und der dann finalen Farbschichten. Ich glaube aber, die Räume werden grossartig aussehen. Wenn alles fertig ist. Noch fehlen die Sanitärarbeiten und das Lichtkonzept. Ich habe da so eine Idee. Ich meine das Licht.

Die Farbwahl verblüfft vielleicht, aber wenn man sich vor den HOF PUBLIQUE mit seinem ausladenden Efeu stellt, der über das Dach wachsen soll, dann kommt man nicht umhin, das ganze Gebäude als ein Lebewesen zu verstehen. und die Räume sind dessen Bauch. Der hintere Bereich ist eine Gebärmutter mit seinem Violett. Man sitzt und liegt dort, schwitzt, kehrt in sich und geht vielleicht dann zum Magen nach vorne. Ich habe einen Rückzugsraum in der Form eines Mutterbauches mitgebaut. Das ist kein britischer Pub mehr (Bastian hatte den vor Jahren dort eingebaut), auch kein Partyraum aus den 70ern, das ist ist nun eine Einkehr zu einem lieben, umsorgenden Wesen. Ein Schutz, der eine Wiedergeburt ermöglicht.

2 thoughts on “Wand. Boden.”

  1. Das dunkel wirkende Violett hat mich anfangs schon etwas überrascht, aber nun kenne ich Harald doch schon mehr als 40 Jahre und hab gelernt seinen Stil und seine Art nicht nur zu mögen sondern auch zu bewundern. Unerschütterlich und zielstrebig ohne Ende, ein intellektueller Workoholik …..Respekt !

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