Wege. Steine.

Nach dem Auszeichnen und Durchrechnen des Materials im März führt kein Weg mehr daran vorbei: ich habe mir eine Menge vorgenommen und möchte die Wege im Hofgarten und vor dem Lindenhof kiesen, mit Randsteinen versehen. Ich möchte den Gemüsegarten zum Übergang der Wiese einpflanzen und den Platz um die weisse Bank herum nivellieren. Das Gewächshaus soll weg. Und überhaupt soll die Aussengestaltung bis auf 2-3 Büsche im Herbst nun fertig werden. Ich hole tief Luft am Vorabend und weiss, die nächsten Tage werden ein wenig heftiger…

Morgens um 6:30 Uhr nehme ich den Kaffee auf der noch im Nachtfrost gehaltenen Wiese zu mir, laufe zu den spriessenden Obstbäumen und «gehe es an», imaginiere den Tag. Zuerst trage ich mit der Schaufel die oberste Bodenschicht der Gänge ab und bereite das Setzen der Steine vor, ich entferne das Hochbeet, das schon morsch war, und ich nehme die bisherigen Wegsteine heraus und schichte sie hinter den Hof. Allein das ist schon eine Knochenarbeit, aber es kommt noch dicker. Das heisst: zuerst kommt es erst einmal zu gar nichts, denn die zugesagte Lieferung der Randsteine findet nicht statt, muss nachtelefoniert werden. Und vorher kommen ja noch neun Tonnen Edelsplit (gewaschen), die jeweils den Weg bilden sollen. Aber alles klappt mit ein bisschen Nachfragen, und die 60 Laufmeter «Sahara», Sandstein in den Massen 100 cm x 25 cm x 10 cm, werden mir vor das Haus gelegt. Jetzt gibt es kein Zurück mehr, die Steine müssen bis Freitag Nachmittag verlegt und eingesandet sein, damit die Wege und Begrenzungen funktionieren.

Dann schaltet mein Hirn ab. Ich ziehe die Handschuhe über und bekomme einen Tunnelblick. Wie wuchte ich die schweren Sandsteine auf den Schubkarren und fahre sie an den jeweiligen Platz? Wie setze ich die Steine hochkant oder querkant, was muss ich deshalb wegpickeln und ausgleichen, damit sie nicht schief hineingewuchtet werden? Wie komme ich möglichst genau auf den Meter an das Ende des Gebäudes oder Zauns, denn ich kann die Sandsteine nicht brechen? Haben die Kinder inzwischen Frühstück zu sich genommen und kochen sie wie versprochen ein Mittagessen? Geht es ihnen gut? Wo bekomme ich einen Zuckerschub für die Mittagshitze her? Wie richte ich meinen wunden Rücken wieder auf? Kann ich noch so intensiv schaufeln, wie ich das als 18jähriger konnte (ich kann)? Machen die Stufen so Sinn für Mama? Lege ich doch lieber eine Treppe in das ansteigende Gelände? Ist der Kies doch die richtige Wahl gewesen oder schwimmen die Füsse darin weg? Muss ich doch mit Zement nachschwemmen, um den Weg zu stabilisieren? Haben wir noch Mehl für heute Abend im Haus? Passe ich auf meine Finger auf, ich darf mich nicht verletzen, sonst fährt uns niemand nach Zürich zurück? Habe ich mich übernommen oder bekomme ich es hin bis Freitag? Warum lasse ich mir nicht helfen? Will ich angeben oder irgendeine Schuld abarbeiten? Derweil wachsen die Umrandungen Meter um Meter und sollen passen.

Ich komme mit einer Improvisation (ich lege am Südende des Hofgartens noch eine Zusatzstrecke) genau auf die 60 Laufmeter hin. Alles wird so, wie ich es erhoft habe, aber ich bin wirklich erschöpft nach den drei Kerntagen, leer, vollkommen abgelöscht und unfähig, mich zuerst einmal über das Projekt zu freuen. Es war verdammt viel, und dann bin ich doch sehr stolz, dass alles so hinging, wie ich es wollte. Ja, ich werde noch den einen oder anderen Stein hochheben und nivellieren müssen, wenn sie sich nach der ersten Zeit nicht weiter senken oder schief stehen, aber das sind nur noch Kinkerlitzchen. Keine Ahnung, ob alle das Projekt schön finden, aber wenn es erst einmal am Rand eingewachsen ist und die Wege sich fixieren, macht es glaube ich schon etwas her, was da steht. Ich will den LIN DEN HOF schön haben.

Den Ausklang bilden die ersten Arbeiten am Abschluss der Wiese. Der Hopfen ist gepflanzt, die Sitzecke hat Kies bekommen (und eine Menge an Bärlauch verloren), die Bambushecke ist im Boden, und das nivellierte Hochbeet hat schon einmal ein paar Platten ausgelegt, denn bald schiessen die Himbeersträucher aus dem Boden, und dann muss man dazwischen laufen können.

Das ist wie ein Cliffhanger, denn hier in diesem Areal gibt es das nächste Mal noch etwas zu tun, aber jetzt ist erst einmal gut. Der grosse Brocken (der letzte grosse) ist erledigt. Ich auch…

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert