Eingeschneit. Nichts geht für meinen eScooter mehr in Richtung Kaufbeuren. Und die Züge fahren von dort aus auch nicht. 60 Zentimeter Schnee lassen alles erliegen. Was für ein Tag. Ich war um 4.30 Uhr aufgestanden, falls ja doch noch ein Chance… nein, der Schnee deckt alles wunderbar zu. Und ich bin vergnügt, fast ist dieser zusätzliche Tag ohne «etwas zu tun» so etwas wie Schulfrei.
Die Gelegenheit lasse ich mir nicht nehmen, noch einmal in die Sauna zu gehen und dann bei einer Zigarre am Kaminfeuer zu sitzen. Wie schön. Und die Augen wandern dabei über den Schnee, Gedanken poppen auf.
Der viele Schnee hat etwas Voluminöses, fast Libidinöses. Ich denke unvermittelt über die Welt von Sigmund Freud nach. Darüber dass der LIN DEN HOF an seiner Hausmetapher entlang eingerichtet ist. Das Dachgeschoss, also das Über-Ich, hat zwei Werkstätten für die geistige Arbeit eingerichtet und ist nur dafür bestimmt. Und die Wohnungen mit den Werkstätten darunter sind sehr diesseitig wie das «Ich» bei Freud. Das «Es» mit seinen Trieben wird im HOF und auf der Wiese darunter bedient. Saunieren, Feiern, Sinnieren, Wollust an einem Glas Wein während der vollmondigen Sommerabende, all das findet hier seinen Platz.
Meine ersten Vor-sexuellen Fantasien als Knabe handelten von einem Dampfbad unter dem heutigen Partyraum, in das mich die Nachbarinnen mitnahmen. Ich konnte mir so etwas wie Erotik noch nicht klarmachen, aber ihre Nacktheit und ihre schwüle Freundlichkeit faszinierten mich vorab, auch wenn mir ihr Verhalten mehr wie ein Reinigungsritual vorkam. Mir war noch nicht klar, dass sie schon für etwas standen, das Sigmund Freud ziemlich einfach erklären hätte können.
Und mir ist heute klar, dass die Mutterbauch-Farbe der Nebenräume mit der Sauna diese Atmosphäre widerspiegeln. Ich habe mir einen Kindertraum nachgebaut. Und das finde ich gut.
Vielleicht wird es ja ganz unten im Hof noch irgendwann ein Dampfbad geben. Bautechnisch wäre das machbar…