Wolfgang. Kunz.

Wenn ich an Wolfgang Kunz denke, dann fallen mir die lustigen Balgereien auf dem Rasen vor dem LIN DEN HOF ein. Wir waren damals 5. Oder dass wir auf einem GoCart (ich vorne drauf, Wolfgang zog den Leerlauf rein) den Berg hinuntergesaust sind. Oder später die heroische Tat von ihm, mich in die knutschende Hüttenszene des Dorfes einzuschleusen (da waren wir 13 oder 14).

Wolfgang ist einer meiner vier Kinderfreunde und immer ein Highlight geblieben, auch wenn wir uns in den vergangenen 45 Jahren dann nicht mehr häufig sahen, vollkommen andere Wege gingen. Er als Bauersjunge später auf dem Bau und dann als erziehender Vater von Zwillingen, aktiv im Dorf und bei der Blasmusik. Ich weg von Linden in meinem akademischen Weg und dann bis über beide Ohren in der IT Szene verschwunden.

Vor einem Jahr haben wir uns bei einem Klassentreffen (das er organisiert) zusammengetan, um ein Blog der Treffen aufzusetzen (mein Job) und darauf alle Fotos aus unserer Schulzeit zu publizieren (sein Job). Wolfgang ist sehr aktiv, war den Sommer über nicht zu kriegen, aber jetzt sitzen wir da, und ich zeige ihm, wie man mit WordPress umgeht.

Und dann passiert das, was ich an diesem Wiedersehen so schätzen gelernt habe. Wir kommen ins Reden. Kein Plaudern, es geht tiefer hinein. In unsere Kindheit, wie wir uns aus den Begrenzungen herausgearbeitet haben. Jeder auf seine Weise. Darüber, was wir uns vom Leben erwarten, wie wir mit Tiefschlägen umgegangen sind und was uns erhebt.

Mir ist fast als würde ich wieder vorne auf dem GoCart von Wolfgang sitzen und er löst den Leergang. Unsere Erzählungen laufen frei, wir hören uns zu. Und schön ist es spüren, dass wir in vollkommen verschiedenen Welten leben, dass wir uns aber dafür sehr achten und sein lassen. Es ist ein wenig als würden wir wieder im Heustock der Familie Kunz sitzen und uns im Halbdunkel von einer Zukunft erzählen, die wir erst noch erleben werden. Vertraut und sehr nah, weil wir uns gegenseitig aus der Ferne berichten.

Ich bewundere Wolfgang für seine Kraft. Er hat zusammen mit seiner Frau eine gut laufende Firma aufgebaut, ihr geholfen, die Erziehung der Zwillinge übernommen und dafür seine angestammte Rolle gebrochen. Er hat sich um seine beiden Eltern gekümmert, die krank waren im Alter und dabei mit auf dem Hof geholfen. Den hat er heute noch bei sich als eines von vier Kindern daraus. Ich habe es immer so genossen dort sein zu dürfen als Kind. Wolfgang ist der Sonnenschein in der Gemeinde. Wo er ist, herrscht gute Laune und Esprit. Das macht er. Ich schätze seine kluge und bedachte Art über etwas zu sinnieren, seine Wachheit sich selbst gegenüber und den grossartigen Humor, den er stets mit einem spitzbübischen Lächeln durchschimmern lässt. Er ist jemand, auf dessen GoCart ich noch heute ohne zu überlegen Platz nehmen würde.

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