Ahnen. Böhmerbach.

Der LIN DEN HOF wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von einer Flüchtlingsfamilie aus Böhmen und einem Wirtschaftsflüchtling aus Niederbayern erbaut. Ich bin mir dem bewusst und habe die Steine ihrer Elternhäuser unter dem zentralen Pflaumenbaum der Wiese eingegraben. Als Erbe. Und am Wochenende um Pfingsten wollte ich die Ursprünge in der Nähe von Krumau und Landshut wieder einmal sehen.

Was als nette touristische Reise über Landshut (Stadt des Vaters) und Krumau (Stadt der Mutter) begann…

… liess mir nach einer heiteren Anfahrt der Moldau entlang die Stimmung absinken. Unterwegs in die Gemeinde des heutigen Bohdalovice (Der Eintrag in Wikipedia bezeichnet die grossväterliche Brietmühle fälschlicherweise als «Brettmühle»). Wir begaben uns nach Tveras, der alten Kirchengemeinde von Mama. Dort wusste ich um den Friedhof, der 1946 nach der Vertreibung aufgelassen und nach und nach verkommen lassen wurde.

Ich wusste es doch, und der Anblick der abgeschlagenen Gräber, die so voller Hass nach der Vertreibung beiseite gelassen wurden, traf mich mit voller Wucht. In der Sonne eines Frühlingstages, Smetana noch im Ohr. Ich stand da und flennte. Wusste mir nicht anders zu helfen, als inmitten der Gräber zu stehen und ein Gebet für alle zu sprechen.

Die Namensschilder sind verschwunden. Nicht einmal die Gräber sind noch sichtbar. Hier liegt irgendwo der erste Sohn meiner Grosseltern begraben. Wir wissen nicht mehr wo.

Die Leere setzt sich fort, wenn man den Standort der Brietmühle sucht, die zwischen Tusch und Krumau (Heute Sus und Czesky Krumlov) liegt:

Am einstigen Standort gibt es nichts mehr zu finden. Die Mühle ist ausradiert von jeglicher Erinnerung vor Ort. Gerade einmal zwei Ziegel konnte ich noch einsammeln und mitnehmen. Es soll sich niemand an die Menschen erinnern, die hier lebten. Die Sonne wärmte mich an diesem Tag nur wenig. Alles heimisch-Fühlen starb in mir.

Schnitt. Mettenbach. Dort stehen die Familiengräber der Onkel und Tanten, der Grosseltern Anna und Johann Taglinger. Sie sind auf einem gepflegten Friedhof zu finden. Auch wenn die Gräber vor längerer Zeit näher an der Kirche waren und umgebettet wurden.

Vom Hof des Vaters steht noch der Stall. Das Vorderhaus ist schon in den 70ern einem Neubau gewichen. Es wird von Marlene und Manuela bewohnt. Sie befreiben darin den Getränkehandel Taglinger. Fast so wie die Familie Eberle neben dem LIN DEN HOF.

Der Kontrast könnte härter nicht sein. Hier die abgebrochenen Brücken in ein Paradies zurück, dort das pralle Leben mit Bier bis zum Abwinken. Und in der Mitte stehe ich mit meinem LIN DEN HOF, der die Vergangenheit befrieden und eine neue Gegenwart aufbauen soll.

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