Reisen. Weiter.

Das sind Tage, wie ich sie durchaus liebe. Von Zürich nach Nürnberg (Meetings), dann mit einem kurzen Haltestop in München (Meeting) weiter nach Kaufbeuren und dort auf den Roller, um weiter zum LIN DEN HOF zu fahren. Ankommen. Abendessen und Sofa.

Was diese Stop&Go Tage zu besonders macht: in jeder der Städte (und in vielen anderen, in denen ich gearbeitet und/oder gelebt habe), habe ich einen Zeitkokon stehen, der alle dort erlebten Geschichten und Gefühlssplitter beinhaltet. Und sobald ich auf den Bahnhofsvorplatz trete, wacht er wieder auf und setzt ein Lebensgefühl frei, das dort auf mich gewartet hatte. In Nürnberg in das eine Vermischung aus Partys mit dem Schlaf in einer Badewanne, meiner Studienzeit (Arbeit im Tonstudio des Colosseums), einer unschönen Episode mit meiner damaligen Freundin, der nun wieder einsetzenden Arbeit für Siemens und auch der Touristentrip von Pia und den Kindern. Ich nehme diesen Kokon als immer in einer Weiterentwicklung wahr, er lässt sich für mein Gefühl aber nach hinten verfolgen und sehr real memorieren. Ich fühle mich in Nürnberg immer so, als würde ich mich auf den Weg machen. In München kommt meine Studienzeit und mein Leben von 1994 bis 2000 wieder stark auf mich zu. Auch hier mischen sich Familienaufenhalte und Arbeiten für Siemens dazu. Es fühlt sich so anders an als Nürnberg. Vertrauter und sehr in den 90ern, so als wäre ich noch dort, und bin es doch nicht mehr.

Und schliesslich komme ich in Kaufbeuren an. Kindheit, Schule, Zivildienst, das Leben auf dem LIN DEN HOF. All das hat wieder einen vollkommen anderen Gout. Alle anderen Orte treten dabei zurück und gehen wieder ihren Kokon ein. Ich schäle mich von einem Ort zum anderen, das euphorisiert. Es ist ein lustiger Hütchen-wechsel-Dich-Effekt, der mich aber am Ende eines solchen Tages auch müde macht. Die Umstellung geht nur ein Aussteigen lang, kostet aber Kraft. Da ich mit vier Webcams die Aussenbereiche des LIN DEN HOF sehen kann und auch öffentlich Webcams von Zürich auf meinem Dashbord habe, kann ich diesen Effekt virtuell nachempfinden. Er ist nur ein Abbild, aber er tut so gut, wie dieses schnelle zeitbegrenzte Eintauchen in andere Welten.

Jetzt bin ich auf dem LIN DEN HOF, ich packe nachher meine Sachen und fahre morgen nach Zürich zurück. Der Kokon geht wieder zu und ein anderer geht auf. Alle fühlen sich im Moment sehr real an. Ich laufe nicht durch meine Träume oder mein Leben. Die verschiedenen Leben holen mich zu sich. So ist es wohl eher.

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