Ding. Wachsen.

Yannick meinte während unseres schönen Gesprächs, dass ich, wenn ich baue oder etwas im Garten wachsen lasse, die Dinge eher im Chaos belasse und nicht zu rigide erstelle. Das ist wohl wahr, denke ich mir nun. Ich stelle mir ein Ding vor, beginne es zu bauen und komme in mehreren Stufen zu einer Lösung, meistens indem ich die erste Version wieder «fälle» und auf ihr neu errichte. Mehr und mehr verstehe ich, dass ich die Dinge auf dem LIN DEN HOF an die Natur anlehne, die keinen gerade Winkel und selten ein «passgenau» kennt.

Beispiel Zelt

Ursprünglich als eine Art von Tipi geplant habe ich schnell gelernt, dass der zentrale Balken hoch und wegen des Winddrucks massiv, gut in der Erde verankert sein muss. Aber dennoch war das Zelt zu niedrig, bis ich hohe Stützen an den Seiten eingeführt habe, anstatt die Laschen der Dreieckssegel einfach nur im Boden zu verankern. Allerdings bogen sich diese Seitenstützen stark durch, bis ich sie verstärkte und schliesslich durch Rohre ersetzte, die 3 Meter hoch sind. Aber der Wind greift in die Segel und zerrt an den Stützen, nimmt die Segel aus den Halterungen, wenn sich die Stützen neigen. Das ergibt schöne Bilder, ich will ja auch ein dynamisches Erscheinungsbild, aber nach dem Regen gestern Nacht sah es eher jämmerlich aus. Jetzt habe ich die Stützen mit versenkten Tonrohren im Boden abgesichert, wie ich das schon bei der Wäschestange gemacht habe.

Beispiel Feuerstelle

Die Feuerschale klappt nun mit den verschiedenen Grillaufsätzen schon recht gut, aber immer wieder fing das Gras daneben wegen fallender Glut Feuer. Deshalb habe ich jetzt übrig gebliebene Steinplatten ausgelegt. In dieser Entfernung scheint es jetzt zu klappen. Nächstes Frühjahr lege ich dann aus den alten Steinen, die als Verzierung für die Haustüre gedacht waren, einen sauberen Kreis. Vielleicht an einer anderen Stelle, denn das Feuer steht noch zu nah an den Bäumen.

Beispiel Komposthaufen

Neben dem Frühbeet entstand der einzige Komposthaufen, der den alten Küchenkompost mit ablöst. Wie gut, dass ich eh nicht wusste, was ich mit den alten Betonplatten der Gänge zwischen den Gartenbeeten machen sollte. Also habe ich den entstehenden Haufen eingefasst und ihn auch zu gross werden lassen. Und das Gras kann ich zwar darauf werfen, werde es auch über das Jahr dort los. Aber es sackte nur ein, verrottete schlecht – was Gras eh tut, wenn es nicht mit Hauskompost gemischt wird. Hans Angstl, selbst leidenschaftlicher Grossbauer, hat mir beim Familienfest erklärt, was ich hier besser machen könnte. Höher schichten vor allem, damit Druck nach unten entsteht und der Gärprozess starten kann. Die einfach gelegten Elemente aus Beton halten das aber nicht.

Die nächste Form des Haufens gesteht nun in einer Einfassung, die das Element der Zaunpflöcke wieder aufnimmt und die Betonplatten so mit Holz einfasst. Wenn notwendig, kann diese Umfassung schnell aufgemacht werden, um den fertigen Humus zu entfernen oder den Kompost bis nach unten umzuschichten. An den Seiten sind stärkere Elemente angebracht, die auch sicher nicht entfernt werden müssen.

Da fällt mir auf: Die Platten haben etwas – Zumthor möge mir verzeihen – von der Felsentherme.

Was lange improvisiert aussieht und auch immer schon mit einer Patina daher kommt, weil ich oft noch das vorhandene Material mitverwende, findet so organisch seine Form. Sicher dauert das länger, vor allem wenn ich etwas von Grund auf neu baue und nicht einfach kaufe oder in der finalen Form sofort baue. Aber so gliedert es sich in den LIN DEN HOF ein, nimmt das Vokabular auf und hat seinen eigenen Stil gefunden.

Wenn ich diesen Stil übrigens kurz beschreiben sollte: echter Taglinger, wo 13 glatt durch 3 teilbar ist und alles wie aus einer Maschine aussieht. Allerdings aus einer besoffenen.

Eigentlich erstelle ich das alles wie ich den Gartengestalte. Mehrmals, immer wieder, in Wellen. Ich mag es.

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