Roland. Lena.

Immer ein Fest ist, wenn Schwager Roland vorbei schaut. Und besonders nett ist es natürlich, wenn er zum Beispiel in Beleitung seiner überaus klugen und weinkennerischen Tochter Lena ist. Dann holen wir Mama vom Fernseher weg und setzen uns im Sommer auf die Bank, trinken ein wenig und lachen viel.

Roland war schon immer der Typ Schwager, bei dem man zu seiner Schester nur sagen kann «ja, bitte, den will ich». Hat sie dann auch gemacht. Sehr schön. Es ist etwas sehr Magisches, wenn er in den Raum kommt, denn er kann aus nichts mit seinem Lachen einen Abend schön machen. Und es entstehen Erzählungen von diesem und jenem im Dorf. Mit einer unglaublichen Liebe für die Person. Er lebt tief und kann hoch fliegen, hat als Verkaufsleiter bei einem Hersteller von Biolebensmitteln einen knochenharten Job und ist trotzdem immer für einen Spass zu haben. Und er ist da, wenn man ihn braucht. Ich bin nicht immer seiner Meinung, manchmal stehen sich Steiner und Kant wie gegenüber. Aber er hat meinen tiefsten Respekt in dem, wie er seine Handlungen und seine Lebensauffassungen aus sich heraus begründen kann. Da er dabei stets die Anderen neben sich achtet und beachtet, verneige ich mich vor seinem Lebensentwurf.

Lena ist mir ans Herz gewachsen, seit sie 1984 in einem kerzenerleuchteten Raum ihre Fingerchen zu mir hingestreckt hat. Sie geht mit einem Lächeln durch ein weites Leben, lebte schon in Australien und Dublin, jetzt in München. Sie hat sich nach einer ausgedehnten Wanderung auf dem Jakobsweg noch einmal umorientiert und arbeitet als «Input Output Consultant»… will sagen sie ist Beraterin bei Blasen- und Darmkrankheiten und erholt sich davon in einem Münchener Weinladen, hat sich als Sommeliere weitergebildet und neulich einen 37 Jahre alten Rosé aufgefahren, bei dem mir die Ohren geschlackert haben. Sie ist heiter, strahlt sehr viel Wärme und eine Portion Schalk aus, geht tief in sich und wird selten laut. Nur wenn man Wein wegschütten will. Was wir aber nicht machen. Lena ist mir fast wie ein eigenes Kind ans Herz gewachsen, aber sie ist nun fast 38 und sicher keines mehr. Es macht einfach nur immer «jups» wenn sie vorbeischaut. Wie schön, soviel Freude aneinander zu haben. So kann man schon «Onkel Bonkel» sein.

Wir sassen also bei Sonnenuntergang auf der weissen Bank und daneben, haben uns über Masskrüge und Grappagläser amüsiert und harmlose Witze vom Besten gegeben. Geschichten aus unserer Kinderzeit haben wir erzählt. Über die wilden Aktionen von Roland mit Stoos Hans und die Knutschhütte am Weiher, und darüber dass es eben kein TikTok und kein Fortnite gab und man sich seinen Spass irgendwie in dieser Welt eines einsamen Dorfes organisieren musste. Was auch meistens so gelang, dass niemand zu schaden kam. Die Nacht kam über den Garten herein und liess die Solarleuchten angehen. Ein kleiner Schimmer wie aus Dutzenden von Glühwürmchen liess ein wenig mehr Frieden aufkommen. Und damit auch die Vergangenheit ruhen. So schlecht war sie nicht, wenn man etwas daraus machte.

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